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Eine Gruppe von Fahrradfahrern fährt im Sonnenschein entlang eines Getreidefeldes.

Biologische Stationen Rheinland

LVR-Foren Naturschutz und Kulturlandschaft im Rheinland 2025

Zusammen mit den Biologischen Stationen des Rheinlandes

24. LVR-Forum

Das 24. LVR-Forum Naturschutz und Kulturlandschaft im Rheinland fand am 02. April von 17:30 Uhr bis 19:30 Uhr im Rheinlandsaal des Landeshauses statt. Die drei informativen Vorträge boten einen tiefen Einblick in das Thema Wald und Walbewirtschaftung und wurden von einem zahlreich erschienenen Publikum, vor Ort und im Internet, gebannt verfolgt.

Nach der Eröffnung durch Herrn Kohlenbach (LVR-Fachbereichsleiter Regionale Kulturarbeit), leitete Herr Dr. Boomers (Geschäftsführer der Biologischen Station Mittlere Wupper und 1. Vorsitzender des Dachverbandes der Biologischen Stationen Nordrhein-Westfalen) als Moderator zum ersten Vortrag des Abends über.

Herr Dr. Lutz Fähser, ehemals leitender Forstdirektor und Leiter des „Bereiches Stadtwald“ der Hansestadt Lübeck, eröffnete den Abend.
Der Klimastress und der dramatische Verlust an Biodiversität betreffen auch die Forsten in Deutschland. Im 5.000 Hektar großen Wald der norddeutschen Stadt Lübeck wird seit 30 Jahren eine ökosystemorientierte, „Naturnahe Waldnutzung“ praktiziert. Diese wurde zur empfohlenen Referenz für Naturschutzverbände wie Greenpeace und Robin Wood, das Bundesamt für Naturschutz und seit 2023 auch für die Europäische Kommission. Das erste Zertifikat für Waldwirtschaft in Deutschland von "Naturland" basiert auf diesem Konzept, ebenso wie der deutsche Standard des FSC-Zertifikats. Dreißig Jahre Beobachtung und Dokumentation ermöglichen Interpretationen zur Entwicklung von Wirtschaftsforsten unter einem alternativen, ökosystemorientierten Management. Die Erkenntnisse zur Wirtschaftlichkeit sind erstaunlich, aber logisch: Ökologie schafft Ökonomie in der Waldwirtschaft.

Anschließend behandelte Frau Runkel, Leiterin Forstamt Hachenburg und Waldbildungszentrum Rheinland-Pfalz, das Thema Wald und Wasser.
Der Wasserrückhalt im Wald ist von großer Bedeutung angesichts der klimawandelbedingten Veränderungen im Wasserhaushalt und den daraus folgenden, gravierenden Auswirkungen für Mensch und Umwelt. Dürren und Starkregenereignisse werden in Zukunft häufiger auftreten. Der Wald spendet und produziert Wasser, braucht aber auch Wasser als wichtigsten Nährstoff zum eigenen Überleben. Wälder sind unverzichtbar für die Versorgung mit sauberem Trinkwasser für alles Leben. Damit die Wälder ihre vielfältigen Ökosystemleistungen erbringen können, müssen sie selbst die Möglichkeit haben, zu überleben. Die große Herausforderung besteht darin, die Wasserversorgung der Wälder sowohl in nassen als auch in trockenen Zeiten zu gewährleisten. Ab heute müssen wir das Thema Wasser immer mitdenken – überall und jederzeit. Ob zu wenig oder zu viel: Es geht um Wasser und damit auch um die Mutter des Wassers – den Wald.

Den Abschlussvortrag lieferte Herr Werner Schubert, wissenschaftlicher Mitarbeiter (Leiter i.R.) Naturschutzzentrum - Biologische Station - Hochsauerlandkreis e.V.
Wald ist nicht gleich Wald – zumindest nicht, wenn wir ihn aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten. Doch entspricht unsere gesetzliche Definition von Wald überhaupt noch den heutigen ökologischen und gesellschaftlichen Anforderungen? Müssen wir nicht unser Verständnis anpassen und die rechtlichen Rahmenbedingungen überdenken? Gerade im Sauerland, einer Region mit dichten Wäldern und offenen Landschaften, stellt sich die Frage: Brauchen wir nicht auch ein Gesetz zum Schutz des Offenlandes? Ist unser Wald wirklich gerettet, wenn wir vermehrt nicht gebietsheimische Baumarten pflanzen, oder müssen wir eine grundlegend andere Herangehensweise an einen unserer naturnahesten Lebensräume entwickeln?
Auch die Art und Weise, wie wir mit schutzwürdigen Wäldern umgehen, verdient eine kritische Betrachtung. Wäre ein verbindlicher Verhaltenskodex für ihre Bewirtschaftung sinnvoll? Und ist es nicht an der Zeit, den Begriff der mengenmäßigen Nachhaltigkeit durch ein umfassenderes Konzept biologischer Nachhaltigkeit zu ersetzen?

Die übliche Diskussionsrunde konnte aus zeitlichen Gründen nicht stattfinden. Dennoch entließen die sehr spannenden Vorträge das Publikum schlussendlich begeistert in den frühlingshaften Abend.

Einladung zum 24. LVR-Forum Naturschutz und Kulturlandschaft (PDF, 157 KB)

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