Digitalisierung der Landwirtschaft und des Naturschutzes bildete den Themenschwerpunkt des 22. LVR-Forum Naturschutz und Kulturlandschaft im Rheinland
„Die Technik wird nicht alle Probleme lösen. Es ist weiterhin ein Umdenken nötig.“ So fasste es Professor Dr. Thomas Döring vom Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz (INRES) der Rheinischen-Friedrichs-Wilhelms-Universität Bonn zusammen. Damit dürfte er bei vielen der 60 anwesenden Zuhörerinnen und Zuhörer sowie den rund 30 per Internet zugeschalteten Interessierten auf offene Ohren gestoßen sein. Schließlich befanden sich darunter viele Vertreter*innen des Naturschutzes. Die Diskussion rundete den Abend mit dem Veranstaltungsmotto „Schutz der Artenvielfalt und Digitalisierung der Landwirtschaft – Erfolge, Chancen und Risiken“ als Abschluss erfolgreich ab. Im Vorfeld hielten die drei Teilnehmer der Diskussionsrunde Vorträge zu Themen, die zum zentralen Motto der Veranstaltung passten. Dabei führte Dr. Jan Boomers, Geschäftsführer der Biologischen Station Mittlere Wupper und 2. Vorsitzender des Dachverbandes der Biologischen Stationen Nordrhein-Westfalen, als Moderator souverän durch den Abend.
Pünktlich um 17:30 Uhr begann die Veranstaltung. Im Vorfeld konnten sich die Gäste bereits bei Kaffee und belegten Brötchen austauschen und vernetzen. Fachbereichsleiter Guido Kohlenbach begrüßte die Gäste und Referenten und fasste das Programm des Abends in einer kurzen Ansprache zusammen. Den ersten Vortrag hielt Ralf Badtke vom Amt für Umwelt- und Naturschutz im Rhein-Sieg-Kreis zur Entwicklung des Projektes „chance7“. Er berichtete über Erfahrungen aus neun Jahren Umsetzung von Maßnahmen zum Erhalt der Biodiversität und untermalte seine Präsentation unter anderem mit Fotos und Videoaufnahmen von Drohnenflügen. Dabei gab Herr Badtke einen Einblick in die aktuelle Praxis eines großen Naturschutzprojektes im Rheinland.
Unter dem Vortragstitel „Was Jäteroboter über Biodiversität wissen sollten“ warf Professor Döring die Frage auf, ob Jäteroboter nicht auch gleichzeitig einen Beitrag zur Biodiversität leisten können, indem nicht alle Beikräuter auf dem Feld entfernt werden, sondern gezielt nützliche Arten stehen lassen. Eine abschließende Antwort konnte Herr Döring nicht geben. „Es ändert sich sehr viel aktuell.“ Sagte der Professor um aber auch darauf hinzuweisen, dass die Technik nur eine Lösung sein kann, wenn zeitgleich ein Umdenken in der Bewirtschaftung stattfindet.
Klaus Weddeling von der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis sprach im dritten Vortrag über den eigentlichen „Treibstoff“ der Digitalisierung – die Daten. Unter dem Titel „Freie Geodaten und GIS-Software für Auswertungen zum Thema Klimawandel und Biodiversität nutzen“ zeigte Herr Weddeling verschiedene Wege, wie man Geodaten erhält und welche Informationen sich daraus ziehen lassen.
Zum Abschluss traf die Diskussionsrunde des Abends, mit dem Titel „Welche Perspektiven bietet die Digitalisierung dem Naturschutz und der Landwirtschaft?“ auf großes Interesse und Beteiligung des Publikums. Das Thema wird in Zukunft definitiv eine Rolle spielen. Wie genau sich die Digitalisierung der Landwirtschaft in den nächsten Jahren auf den Naturschutz auswirken wird, konnte nicht geklärt werden. Der Abend lieferte jedoch viel Diskussionsstoff und Anregungen für die Adaptionsmöglichkeiten neuer Technologien für den Naturschutz.
Das 23. Forum Naturschutz und Kulturlandschaft Rheinland wird am 9. Oktober 2024 im Rheinlandsaal des Landeshauses (Kennedy-Ufer 2, 50679 Köln-Deutz) stattfinden. Weitere Informationen folgen auf der Internetseite des LVR-Netzwerks Kulturlandschaft Biologische Stationen im Rheinland unter www.biostationen-rheinland.lvr.de.
Das 23. LVR-Forum Naturschutz und Kulturlandschaft im Rheinland fand am 09. Oktober im LVR-Landeshaus statt. Die spannenden Vorträge und die anschließende Diskussion machten das Forum zu einer informativen Veranstaltung.
Nach der Eröffnung durch Herrn Kohlenbach (LVR-Fachbereichsleiter Regionale Kulturarbeit), leitete Herr Dr. Boomers (Geschäftsführer der Biologischen Station Mittlere Wupper und 2. Vorsitzender des Dachverbandes der Biologischen Stationen Nordrhein-Westfalen) als Moderator zum ersten Vortrag des Abends über.
„Die Landwirtschaft steht vor der Herausforderung, eine wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und gleichzeitig die biologische Vielfalt zu schützen“, so formulierte Herr Dr. Küster, Mitarbeiter in der CropScience Devision der Bayer AG, die grundlegende Problemstellung seiner Ausführungen.
Die Debatte um "Land Sharing" und "Land Sparing" verdeutliche das Dilemma zwischen intensiver Landwirtschaft und Naturschutz. "Land Sharing" integriert dabei Naturschutz in die Landwirtschaft, während "Land Sparing" die Produktion intensiviert, um andernorts Land für den Naturschutz freigeben zu könnnen. Beide Ansätze, so Herr Dr. Küster, haben Vor- und Nachteile, die aber häufig in emotional geführten Diskussionen nicht gegeneinander abgewogen werden. Die verschiedenen Interessensgruppen müssen zusammenkommen, um den Herausforderungen unserer Zeit entgegenzutreten.
Anschließend berichtete Frau Cott, Mitarbeiterin im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland in der Abteilung Prospektion, über die Bodendenkmalpflege und Waldwirtschaft. Der fortschreitende Waldumbau, bedingt durch das Fichtensterben seit spätestens 2018, gefährde zahlreiche vermutete und eingetragene Bodendenkmäler. Die großen Maschinen, welche wiederum schwere Bäume bewegen müssen, können irreparable Schäden anrichten. Auch Grabraub und simple Unwissenheit erhöhen den Druck auf Bodendenkmäler. Frau Cott skizzierte anschaulich die aktuellen und zukünftigen Handlungsfelder der Bodendenkmalpflege anhand bisher durchgeführter Projekte.
Der dritte Vortrag wurde von Frau Bouillon, Angestellte der Biologischen Station im Rhein-Sieg-Kreis, gehalten. Sie stellte ein vom LVR-Netzwerk Kulturlandschaft gefördertes Projekt vor. In Königswinter-Oberpleis befindet sich, zwischen einem Gebäudekomplex mit Kirche und dem Friedhof, ein bis damals ungenutztes Gartengelände, der Propsteigarten. Ein Teil des Propsteigartens, der sogenannte Rosengarten, ist grundlegend bis heute erhalten. Er war jedoch brachgefallen und wurde von Brombeergestrüpp dominiert. Hier konnte ein Projekt gestartet werden, welches sich die Schaffung eines „Gartens für Alle“ zum Ziel setzte, inklusiv für alle Bevölkerungsgruppen. Frau Bouillion stellte eindrucksvoll dar, wie viel (teils unberechenbaren) Aufwand ein solches Projekt verursachen kann. Die Covid-19 Pandemie und damit explodierende Preise waren nur ein Faktor, welcher es den Beteiligten unlängst schwerer machte das Unterfangen zu vollenden.
Zum Abschluss traf die Diskussionsrunde des Abends, mit dem Titel „Aktuelle und zukünftige Ansprüche an die Funktionen unserer Kulturlandschaft aus verschiedenen Blickwinkeln“ auf großes Interesse und Beteiligung des Publikums. Die Ansprüche an unsere Kulturlandschaft wachsen immer weiter. Diverse Stakeholder nehmen Einfluss und der Druck wird sich in den nächsten Jahren nicht vermindern. Auch die extremeren Wetterverhältnisse drohen die Kulturlandschaft nachhaltig zu verändern und das Artensterben zu beschleunigen. An dieser Stelle ist der LVR gemeinsam mit den Biologischen Stationen, den Naturparken und weiteren Akteuren gefragt, auf diese Trends zu reagieren und die Kulturlandschaft nachhaltig zu pflegen.
Das 24. LVR-Forum Naturschutz und Kulturlandschaft im Rheinland wird am 02. April 2025 stattfinden.
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